Unsere Geschichte beginnt mit David Digues La Touche des Rompieres, der im Jahre 1671 in der Nähe von Blois im Loire-Tal geboren wurde, und dessen Familie den protestantischen Glauben angenommen hatte. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes im Jahre 1685 flohen einige Mit-glieder der Familie La Touche nach Holland in der Hoffnung auf religiöse Freiheit. David schloss sich ihnen an, und sein Onkel verschaffte ihm einen Posten im Regiment von General Caillemotte in der Armee von Wilhelm von Oranien. Im Jahr 1690 kämpfte David in der Schlacht am Boyne, da aber General Caillemotte bei dieser Schlacht gefallen ist, wurde das Regi-ment aufgelöst und David diente in der Armee von Prinzessin Ann von Dänemark und im Liverpool Regiment. Er verließ die Armee in Galway, wo er bei einem Weber einquartiert wurde, der ihn nach Dublin schickte, um Kammgarne einzukaufen.
David beschloss, in Dublin zu bleiben, wo er mit einem anderen Hugenotten einen Betrieb zur Herstellung von Batist und Seidenpopeline gründete. Sein Geschäft wurde auch ein Treffpunkt für die Hugenotten von Dublin, die, wenn sie außerhalb der Hauptstadt auf Reisen waren, ihr Geld und ihre Wertsachen David zur sicheren Aufbewahrung überließen. Ein Teil dieser Gelder wurde als Darlehen zu einem guten Zinssatz verliehen und so ist schließlich die La Touche Bank entstanden. Im Jahre 1716 schloss sich David mit Nathaniel Kane zusammen, und bald florierte das gemeinsame Bank- und Popelinegeschäft.
Dies war eine Zeit der städtischen Expansion in Dublin, und David war klug genug, in der Gegend von St. Stephen’s Green und um die Aungier Street Grundstücke für eine zukünftige Bebauung zu erwerben, wodurch er den Grundstock für einen immensen Reichtum legte. Er war aber auch durch seine Religiosität, seine humane Einstellung und seine Großzügigkeit gegenüber den Armen bekannt. Im Oktober 1745 erkrankte er plötzlich beim Gebet in der Viceroy’s Chapel und starb innerhalb einer Stunde.
Im Jahre 1699 hatte David in Dublin Marthe Judith Biard geheiratet, aus dieser Ehe waren vier Kinder hervorgegangen, zwei Söhne und zwei Töchter. Marthe starb im Jahre 1713, und ein Jahr später heiratete David Wilhelmina, die aus Holland stammte. Seine beiden Söhne, David und James wurden in Holland erzogen und stiegen später in das Geschäft des Vaters ein.
Nach dem Tod des ersten David erbte James das Popelinegeschäft und David wurde Inhaber der La Touche Bank. Die Brüder einigten sich darauf, dass Davids Familie den Namen Digues oder Digges ablegen, die Familie von James ihn jedoch weiterhin führen sollte.
David La Touche der Zweite heiratete im Jahre 1725 Marie Canasaille, und fünf ihrer Kinder überlebten, drei Söhne und zwei Töchter. Wie sein Vater spekulierte er im Immobiliengeschäft, aber hauptsächlich außerhalb der Hauptstadt, in den Grafschaften Dublin, Carlow, Kildare, Leitrim, Tipperary und Wicklow. David der Zweite war es auch, der in den Jahren 1754 bis 1756 Bellevue in Delgany, County Wicklow, zu einem Preis von 30.000 £ erbauen ließ.
Davids drei Söhne, David der Dritte, John La Touche und Peter La Touche wurden Partner in der La Touche Bank. Peter erbte nach dem Tod von David dem Zweiten im Jahre 1785 Bellevue, und David der Dritte gründete die Marlay La Touches, während John nach Harristown, County Kildare, zog.
Die Familie La Touche von Bellevue, Delgany
Das Anwesen in Ballydonagh umfasste 120 Hektar, mit schöner Aussicht über das Glen of the Downs und in Richtung der Irischen See. David der Zweite baute hier in den Jahren 1754 bis 1756 seinen Lieblings-Landsitz zu einem Preis von 30.000 £, und nannte ihn Bellevue. Schöne Gärten mit verschlungenen Pfaden wurden angelegt und „Extras" wurden von David und seinem Sohn Peter gebaut, der Bellevue im Jahre 1785 erbte. Dies waren beispielsweise das Octagon, im Jahre 1766 gebaut, mit einem Panther auf Federn, den man auf unvorsichtige Besucher zuspringen lassen konnte. Das Haus war berühmt für sein riesigen Gewächshaus, gebaut zwischen 1783 und 1793, in denen zahlreiche exotische Pflanzen angebaut wurden.
Im Jahr 1766 heiratete Peter Rebecca Vicars, und sie wohnten am Merrion Square. Als Rebecca 1786 starb, zog Peter nach Bellevue. Zwei Jahre später heiratete er Rebeccas Cousine Elizabeth Vicars.
Elizabeth war als großzügige Gastgeberin bekannt, aber auch für ihr caritatives Engagement, sowohl in Delgany als auch in Dublin. Sie eröffnete ein Waisenhaus und eine Schule für Mädchen auf dem Gelände von Bellevue, und sie unterstützte die Kinder, bis sie alt genug waren, um für sich selbst sorgen zu können. Sie war außerdem Vorstand des Waisen-hauses für Mädchen an der North Circular Road in Dublin. Sie war es auch, die den betagten und kranken Dean Kirwan überredete, im Jahr 1801 die traditionelle Wohltätigkeitspredigt in St. Patrick’s zu halten. Der unglückliche Prälat erklärte der Versammlung mit kraftloser Stimme, dass er nicht in der Lage sei, zu predigen, und fiel prompt in Ohnmacht. Seine Zuhörer waren so überwältigt, dass sie über 1.100 £ für die Waisen spendeten, eine riesige Summe für die damalige Zeit.
Im Jahre 1790 erwarb Peter Ländereien in Upper und Lower Rathdown. Auf diesem Gebiet liegt heute ein Großteil des modernen Greystones. Er begann außerdem, die Häuser und Ländereien in Bellevue und Luggala auszubauen und zu modernisieren, und scheute dabei keine Kosten, um diese Häuser mit größter Pracht auszustatten. Luggala war sein Jagdhaus und Sommersitz, tief in den Wicklow Mountains gelegen. Peter stellte Luggala auch „respektablen Fremden“ zur Verfügung „wobei, im Geist der irischen Gastfreundschaft, Betten und Bedienstete zur Verfügung gestellt werden". Diese Tradition der Gastfreundschaft in Luggala wird bis zum heutigen Tage gepflegt, unter dem jetzigen Besitzer The Hon. Garech Browne, der auch Präsident der La Touche Legacy Association ist.
Peter war auch als großzügiger Mensch bekannt. Er ließ im Jahr 1789 die neue Kirche (Christ Church) in Delgany erbauen und beauftragte den Bild-hauer John Hickey mit der Schaffung eines Denkmals in Erinnerung an seinen Vater. Er war aktiv bei vielen caritativen Initiativen in Dublin und Wicklow und war Gründungsmitglied der „Gesellschaft zur Förderung der Bildung der Armen in Irland“. Als er 1828 im Alter von fünfundneunzig Jahren starb, hatte er verfügt, dass er auf dem neuen Friedhof in Delgany begraben werden sollte „mit so wenig Aufwand wie der Anstand es erlaubt." Eine interessante Klausel in seinem Testament besagt, dass jeder, der in Zukunft Bellevue erben sollte, für mindestens sechs Monate im Jahr in Irland wohnen müsse, ansonsten verfällt das Erbe.
Peter hatte aus beiden Ehen keine Kinder, und so erbte sein Neffe, Peter von Marlay, aber dieser starb bereits zwei Jahre später. Im Jahre 1806 hatte er Charlotte Maude geheiratet und aus der Ehe waren vierzehn Kinder hervorgegangen, von denen nur eine Tochter, Eliza, und drei Söhne, William Robert, Ashley und Octavius, geheiratet haben. Sein ältester Sohn Peter David erbte nun Bellevue. Während der Jahre der großen Hungersnot war Peter David als Mitglied regionaler Ausschüsse bemüht, die Not zu lindern. Es war auch noch zu Peter Davids Zeit, in den Jahren 1854 bis 1856, dass die Eisenbahn nach Greystones kam. Der Bahnhof wurde an der Stelle gebaut, wo der Grundbesitz der Familie La Touche an den der Familie Whitshed angrenzt.
Mit dem Bau von Greystones wurde die Familie La Touche auch verantwortlich für den Bau von Straßen, und die Familie stellte ein Grundstück und eine Summe von 1.500 £ für die Errichtung der St. Patrick’s Church in Greystones zur Verfügung.
Peter David starb im Jahr 1857 und sein Bruder William Robert erbte Bellevue. Er blieb Direktor der La Touche Bank bis zu ihrer Schließung im Jahr 1870. Erzbischof Dr. Richard Chenevix Trench war bei William in Bellevue zu Gast, als die St. Patrick’s Church 1864 geweiht wurde. Auf-grund verschiedener Gesetzesänderungen zwischen 1870 und 1909 hatte das Anwesen Bellevue deutlich an Fläche verloren. In Greystones ent-standen zahlreiche Häuser auf ehemaligem Land der Familie La Touche, und so wurde auch eine neue presbyterianische Kirche erforderlich. William Robert stellte ein Grundstück für die neue Kirche kostenlos zur Verfügung und legte 1887 den Grundstein für den Bau. Im Jahre 1867 hatte William Robert Ellen Henn geheiratet, die Ehe blieb aber kinderlos. Sein Bruder Octavius erbte daher den Besitz im Jahre 1892, als William Robert im Alter von einundachtzig Jahren starb.
Der neue Herr von Bellevue, Octavius, war Witwer und hatte drei Töchter – Mary, Frances Cecilia und Charlotte – und einen Sohn, Peter. Charlotte war eine begeisterte und kenntnisreiche Gärtnerin und eine erfolgreiche Organisatorin von zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen in der Gegend von Delgany. Ihr Bruder Peter erbte das Anwesen 1897. Er war Major bei den Royal Dublin Fusiliers, die im Jahr 1900 im Burenkrieg kämpften. Bei seiner Rückkehr im Jahr 1902 wurde er mit Beifallsstürmen begrüßt und den ganzen Weg vom Bahnhof in Greystones bis Delgany begeistert begleitet. Im selben Jahr heiratete er Sophia Elizabeth Tottenham, starb aber, ohne ein Testament zu hinterlassen, zwei Jahre später. Bellevue wurde jetzt zwischen seiner Witwe und seinen drei Schwestern aufgeteilt. Frances Cecilia und ihr Ehemann, Dr. Archer, zogen nach Bellevue.
Für Bellevue begannen nun harte Zeiten, und im Jahre 1906 mußten durch den Auktionator James North Wertgegenstände der Familie veräußert werden. Die Familie versuchte nun, zahlende Gäste im Haus aufzunehmen, und Grundstücke wurden dem Orden der Holy Faith Sisters für den Bau einer Schule verkauft. Dr. Archer war maßgeblich daran beteiligt, einen Golfplatz in Delgany anzulegen, und er wurde zum ersten Präsidenten des neuen Golfclubs gewählt. Trotzdem mußten die Archers schließlich im Jahr 1913 Bellevue verlassen und lebten seither in Malvern, das zur Ortschaft Delgany gehört. Das Haus verfiel und wurde in den frühen fünfziger Jahren abgerissen, und die Ländereien wurden von der staatlichen Forstverwaltung übernommen.
Die Familie La Touche von Harristown, Kildare
Die Ländereien um Harristown waren seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der Familie Eustace. Das Anwesen erlangte größere Bedeutung unter Sir Maurice Eustace, der das heutige Haus im Jahre 1662 erbauen ließ, später Lord Chancellor wurde und von Charles dem Zweiten 1681 das Privileg erhielt, seinen Besitz als Herrenhaus zu bezeichnen. Beim Tode von Sir Maurice im Jahr 1704 erbten seine drei Töchter das Anwesen und teilten es in drei Teile auf – Harristown, Mullacash und Carnalway. 1768 kaufte David (der Zweite) La Touche Harristown, aber es war Davids Sohn, John, der als erster La Touche tatsächlich hier seinen Wohnsitz hatte. John ließ das Anwesen einfrieden und eine neue Straße und eine Brücke über den Liffey bauen.
Im Jahre 1767 versuchte John, als Vertreter der Stadt Dublin ins Parlament gewählt zu werden, sein Konkurrent war der Marquis von Kildare und spätere Herzog von Leinster. John hat die Wahl verloren, und die Kaufleute von Dublin waren so enttäuscht, dass sie ihm zum Trost eine goldene Schnupftabaksdose schenkten. Trotz dieses Rückschlags konnte John die Grafschaft im Parlament vertreten und war einer der fünf La Touches (die „Fünf Gerechten“), die zur Zeit der Union mit Großbritannien (1801) im letzten irischen Unterhaus saßen. Von diesen fünf sagte der Historiker William Lecky: „Diese Familie kann für sich behaupten – und das ist wahrlich die höchste Ehre, derer sich eine irische Familie rühmen kann – dass sie während vieler aufeinanderfolgender Regierungen, und in einer Zeit verschwenderischer Dekadenz, großen parlamentarischen Einfluss besaß, und dennoch im politischen Leben als angesehene bürgerliche Familie ohne Beeinträchtigung ihres guten Rufes überleben konnte."
John starb 1805 und sein Sohn, der ebenfalls John hieß, trat seine Nachfolge an. Dieser starb im Jahre 1822 und sein Bruder, Oberst Robert La Touche, übernahm Harristown. Robert hatte Lady Emily Le Poer Trench, die Tochter des Earl of Clancarty, geheiratet, und aus dieser Ehe waren vier Kinder hervorgegangen. Die Zwillinge, John (genannt „The Master“) und William, wurden 1814 in dem Haus der Familie am Merrion Square geboren. John, William, und ihr anderer Bruder Robert waren passionierte Anhänger der Fuchsjagd, John war in den Jahren 1841 bis 1845 als „Master of the Kildare Hounds“ verantwortlich für die Hundemeute, die für die Jagd gehalten wurde. Doch Johns schwerer Sturz vom Pferd und Roberts tragischer Tod auf der Tribüne des Curragh Racecourse 1844 beendeten diese Leidenschaft.
John, genannt „The Master", übernahm das Anwesen im Jahre 1844 und lebte die nächsten 60 Jahre in Harristown. Seine Frau Maria, einziges Kind der verwitweten Gräfin von Desart, County Kilkenny, war eine sehr gebildete Dame, mit einem besonderen Interesse an der Botanik, aber auch an Zeichnen, Sprachen und Dichtung. John Ruskin nannte sie „Lacerta". Sie war eine eifrige Briefeschreiberin und schrieb eine Reihe von Abhand-lungen über religiöse und soziale Themen.Sie schrieb auch zwei Romane, „Die Clintons" (1853) und „Lady Willoughby" (1855). Sie hatte eine starke Abneigung gegenüber dem Jagdsport und beschwerte sich oft über die benachbarten Adelsfamilien, für die die Fuchsjagden das größte Vergnügen darstellten.
Zu Johns Lebzeiten zog sich die Familie aus dem Bankgeschäft zurück. Nach den Jahren der Hungersnot verringerte sich das Vermögen der Familie La Touche, so wie dies bei den meisten Landeigentümern in Irland der Fall war, und die Familie mußte große Kredite bei der Bank of Ireland aufnehmen. Im Jahr 1870 schloss die La Touche Bank und wurde von der Munster Bank übernommen. Zum Zeitpunkt der Übernahme der Bank wiesen allerdings alle ihre Konten einen positiven Saldo auf, und die Beziehungen mit der Bank of Ireland verliefen weiterhin freundschaftlich.
Während der Hungersnot ergriff John auch im eigenen Haushalt drastische Maßnahmen, es durfte kein Weißbrot oder Gebäck hergestellt werden, und nur die einfachsten Gerichte durften auf seinem Tisch serviert werden. Im Wildpark von Harristown waren zu dieser Zeit keine Hirsche mehr zu finden, alle wurden als Nahrung für die hungernden Menschen verwendet. Er beschäftigte sich mit der Situation seiner Landpächter und unterstützte die Landreform unter Gladstone.
Die La Touches in Irland gehörten inzwischen der Staatskirche, der Church of Ireland, an, aber um 1857 hörte John zum ersten Mal die Predigten von Dr. Spurgeon in London und wurde nach und nach von dessen Art der Missionierung überzeugt. Er organisierte Bibelstunden in Harristown. Aus diesen entstand schließlich eine Baptistengruppe, die sich regelmäßig im Rose Cottage traf, das nach Johns jüngerer Tochter Rose benannt war. Er engagierte sich auch sehr aktiv in der Arbeit christlicher Wohlfahrts-organisationen in London, sammelte Geld für die Rettung „gefallener Mädchen“ und war maßgeblich an der Gründung der London City Mission beteiligt. Im Jahr 1882 baute er eine Baptistenkirche und ein ansehnliches Pfarrhaus bei Brannockstown, und er unterstützte regelmäßig die Arbeit der Baptisten in ganz Irland.
John hatte ein Interesse an Bildung – wie alle La Touches – und so ließ er die Überreste von Portlester Castle abreißen, um in Brannockstown eine Schule zu bauen, die im Jahre 1885 eröffnet wurde. Diese Schule florierte zwanzig Jahre lang, aber unter seinem Sohn, Percy, wurden die Schüler in die Carnalway National School umgesiedelt. Die Schule wurde 1928 unter katholischer Leitung wieder eröffnet und wird auch heute noch betrieben.
Die Liebesgeschichte von Rose La Touche (Tochter von John und Maria) und John Ruskin ist gut dokumentiert. John und Maria trafen Ruskin in London und luden ihn zu einem Besuch nach Harristown ein. Rose war zehn Jahre alt, als sie Ruskin im Jahr 1858 zum ersten Mal traf. Drei Jahre später unterhielten Rose und Ruskin einen Briefkontakt. Ihre Eltern waren mit Ruskins religiösem Skeptizismus nicht einverstanden, und so trafen sich Rose und er bis 1865 nicht mehr, als er der achtzehnjährigen Rose einen Heiratsantrag machte, die ihn jedoch bat zu warten, bis sie einundzwanzig war. Roses Vater lehnte diese Heirat strikt ab, sowohl aus religiösen Gründen (Ruskin war geschieden) als auch aus Altersgründen (er war 30 Jahre älter als Rose) dagegen, und Maria war besorgt wegen seiner angeblichen Impotenz und Roses angeschlagener Gesundheit. Schließlich ging Rose im Januar 1875 zu einer medizinischen Behandlung nach London und Ruskin besuchte sie dort regelmäßig. Er sah sie zum letzten Mal am 14. Februar. Sie starb am 25. Mai und Ruskin erfuhr von ihrem Tod erst am Tag ihrer Beerdigung in der St. Patrick’s Church, Carnalway, Co. Kildare am 28. Mai 1875. Ihre Eltern pflegten in späteren Jahren wieder ein freundschaftliches Verhältnis mit ihm.
Als „The Master" 1904 im 90. Lebensjahr starb, erbte sein Sohn Percy das Anwesen und verbrachte seine Zeit mit den Beschäftigungen, die seine Mutter verabscheut hatte. Er bewegte sich in den höchsten Ebenen der Gesellschaft und war ein Liebling von Edward dem Siebten. Er heiratete Lady Annette Scott, eine Schwester des Earl of Clonmel, aber sie hatten keine Kinder. Nach seinem Tod im Jahre 1921 übernahm zunächst der Sohn seiner Schwester Emily den Besitz, anschließend hatte Harristown zwei weitere Besitzer, bevor es an Major Michael Wentworth Beaumont verkauft wurde.
Die Familie La Touche von Marlay, Rathfarnham
Die Geschichte des Zweiges der Familie La Touches aus Marlay dreht sich in erster Linie um das Bankgeschäft und die Religion. David (der Dritte) La Touche arbeitete in der La Touche Bank. Er wurde im Jahr 1729 geboren und errichtete seinen Landsitz in Rathfarnham, County Dublin. 1761 hatte er Elizabeth, die Tochter von George Marlay, dem Bischof von Dromore, geheiratet, und so nannte er sein Anwesen Marlay. Im selben Jahr wurde er Mitglied des irischen Parlamentes und vertrat dort über einen Zeitraum von vierzig Jahren die Interessen der Banken. David erhielt Zugang zu den aristokratischen Kreisen Dublins und genoss großes Ansehen wegen seines Reichtums und seiner großzügigen Gastfreundschaft in Marlay. Marlay hatte ein eigenes privates Theater, in dem unter anderem Henry Flood und Henry Grattan in „Macbeth“ auftraten.
In den schwierigen Zeiten im Jahr 1778 unterstützte David III die Regierung mit einem Darlehen in Höhe von 20.000 £, aber als Dublin Castle später um einen weiteren Kredit nachsuchte, wurde dieser nicht gewährt. David spielte eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen, die zur Gründung der Bank of Ireland im Jahr 1783 führten, und wurde zu deren erstem Gouverneur ernannt, ein Amt, das er acht Jahre lang innehatte. David stand in seiner Politik in den 1770er und 1780er Jahren den Positionen des Parlaments-sprechers Foster sehr nahe. Beide glaubten, dass das irische Parlament sehr nützlich sei für die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung, aber beide lehnten die Emanzipation der Katholiken vehement ab. Von den fünf La Touches, die im Jahr 1800 Mitglieder des Parlamentes waren, unter-stützte nur David Ill die Union mit Großbritannien, aber Henry Grattan, ein entschiedener Gegner der Union, verzieh ihm dies, da er glaubte, dass David seine Stimme aus Überzeugung abgegeben hatte und nicht „gekauft“ war.
David war einer der Investoren der Grand Canal Company, und im Jahre 1800 war er Schatzmeister der Gesellschaft. Er und seine Brüder waren in den 1780er Jahren Gründungsmitglieder des Kildare Street Club, darüber hinaus war er auch Mitglied der Wide Street Commission, die sich für den großzügigen Ausbau des Dubliner Straßen- und Stadtbildes einsetzte, und er war Schatzmeister des Lock Penitentiary, einer Strafanstalt für Frauen. Die Familie La Touche unterstützte durch persönlichen Einsatz, aber auch durch großzügige finanzielle Zuwendungen die meisten der großen carita-tiven und kulturellen Organisationen ihrer Zeit. Sie waren außerdem auch in der Freimaurerei engagiert.
David und Elizabeth hatten sechs Söhne und fünf Töchter. Zu Davids Lebzeiten stiegen seine Söhne mit in das Bankgeschäft ein, und als er starb erbte John David das Anwesen, diesem wiederum folgte David Charles nach. Als David Charles unverheiratet 1872 starb, wurde sein Bruder Charles John Digges La Touche Oberhaupt des Zweiges der Familie La Touche in Marlay. Charles hatte in Oxford studiert und John Henry Newman, den späteren Kardinal, kennengelernt. Im Jahr 1844 stieß Charles die gesamte Familie vor den Kopf, indem er zum römisch-katholischen Glauben konvertierte und nach Tours in Frankreich zog. Sein Sohn, John David, arbeitete bei der kaiserlich chinesischen Zollverwaltung und kehrte nach seiner Pensionierung im Jahr 1925 nach Irland zurück. Er erwarb ein ansehnliches Wohnhaus in Kiltimon, Co. Wicklow – das Anwesen von Marlay war längst an die Kohlenhändler Tedcastle verkauft worden.
Die Familie hatte stets auch enge Verbindungen mit der Kirche. Rev. John William La Touche war der zweite Sohn von David IV von Marlay und seiner Frau Lady Cecilia, der Tochter des ersten Earl of Milltown. Rev. John hatte drei Ehefrauen, natürlich nicht gleichzeitig… Er wurde zum Nachfolger von Dean Scott ernannt, dem langjährigen, nicht am Ort wohnhaften Pfarrer von Clonemagh, Co. Offaly. Scott hatte während seiner Amtszeit eine Zahlung von jährlich 500 £ aus dem Kirchenzehnten erhalten, der neue Pfarrer forderte 1.500 £ pro Jahr unter Berufung auf die Bestimmungen des „Tithe Commutation Act“ obwohl auch er nicht in der Pfarrei wohnte. Die überwiegend katholische Bevölkerung war empört, bot ihm aber dennoch 1.000 £ pro Jahr an. Diese Auseinandersetzung fand im Jahre 1829 statt und war damit bereits ein Vorbote der späteren großen Streitigkeiten um den Kirchenzehnten. Rev. La Touche behielt die Pfarrei bis 1848 und wurde später Pfründner an der St. Patrick’s Cathedral in Dublin.
Text: Jim Brennan / Aileen Short, September 1996
Übersetzung: Matthias Fleckenstein, Oktober 2013Type the content of your page here